Bike-Transalp | Sa 13.07. – 20.07.13 | Mittenwald – Riva | 08.00 Uhr
Bike-Transalp 2013Fotos SportografFotosInfosErgebnisse ErgebnisseMixed (58 Teams sind angetreten)1. Mountain Heroes Jung Daniel (I) und Aamodt Kristin (NOR) 33:22.52 2. r2-bike.com MTB RACING Andraczek Ronald (D) und Brachtendorf Kerstin (I) 35:05.15 3. Subaru-MarathonMTB.com Blewitt Mike (AUS) und Smith Imogen (AUS) 35:08.57 11. Bikerides.at Willi Hofer (AUT) und Judith Miller (AUT) 38:45.23 WomenMixed (15 Teams sind angetreten)1. Topeak Ergon Racing Team Bigham Sally (GBR) und Loevset Borghild (NOR) 33:40.51 2. Crazy Velo Shop Scott Hug Cornelia (SUI) und Fässler Andrea (SUI) 34:36.08 3. Cancer Rehab St. Veit Pleyer Lisa (AUT) und Schwing Katrin (D) 35:31.15 Men (184 Teams sind angetreten)1. Team CENTURION / VAUDE Kaufmann Markus (D) und Käss Jochen (D) 27:33.02 2. Topeak Ergon Racing Team Lakata Alban (AUT) und Mennen Robert (D) 27:39.49 3. Team Bulls Platt Karl (D) und Huber Urs (SUI) 27:45.40 Master (147 Teams sind angetreten)1. ROCKY MOUNTAIN/ Centurion Bresser Carsten (D) und Bölts Udo (D) 29:57.20 2. Jeep Scott Grasegger Hans (D) und Laner Andreas (I) 30:37.49 3. Team Tecno MTB Segata Claudio (I) und Dellagiacoma Piergiorgio (I) 31:20.46 Grand Master (56 Teams sind angetreten)1. Naturns Scott-Torbado Platzgummer Walter (I) und Perini Gilberto (I) 31:18.29 2. Bixs nine-twelve-sixtyone Bucher Bärti (SUI) und Brown Doug (RSA) 32:57.11 3. Craft and Friends Weese Felix (D) und Niggl Georg (D) 35:11.56
Mixed-Team «Bikerides.at» mit Dr. Judith Miller und Willi Hofer. Foto: Sportograf.com
Ein «echter» Mountainbiker kommt an der Transalp nicht vorbei. Aber Vorsicht! Wer einmal mitgefahren ist wird zum Wiederholungstäter. Die Teilnahmegebühr von 650,- € pro Nase könnte nicht besser investiert werden.
In acht Etappen führt die diesjährige Bike Transalp ohne Pause von Mittenwald zum Gardasee. Über die Nord-, Zentral und Südalpen sind 676 Kilometer und 20.242 Hm zu bewältigen. Die Bike Transalp ist ein Zweier Teambewerb und es gibt insgesamt fünf Wertungskategorien: Männer, Frauen, Mixed, Master (gemeinsam über 80 Jahre) und Grand Master (gemeinsam über 100 Jahre). Alle Etappen sind perfekt beschildert. Es gibt pro Etappe zwei Labestationen, mobile Rescueteams und im Startzielbereich für alle Teilnehmer Service-Stationen von Shimano und Maxxis. Die tägliche Event Zeitung «Daily» informiert nicht nur über die Ereignisse der letzten Etappe sondern liefert auch eine Vorschau auf die nächste Etappe inklusive Wetterbericht. Zusätzlich zur Gesamtwertung gibt es bei jeder Etappe eine Tageswertung. Bei der täglichen Pastaparty um 18:00 Uhr werden die drei Tagesbesten prämiert. Die Gesamtführenden erhalten so wie bei der Tour de France Leadertrikots die sie während dem Rennen tragen müssen. Ein vom Veranstalter organisierter Gepäckservice ist für den Transport der Taschen aller Teilnehmer zuständig. Die Taschen werden direkt ins Hotel bzw. ins Transalpcamp geliefert und abgeholt. Die Startaufstellung am ersten Tag erfolgt aufsteigend nach Startnummern. Ab der zweiten Etappe stellen sich die Teams nach Platzierung in der Gesamtwertung in mehreren Startsektoren auf. Die beiden Partner eines Teams dürfen sich im Rahmen der Straßenverkehrsordnung gegenseitig unterstützen, allerdings keine Hilfe von außen annehmen, insbesondere Schieben, Ziehen und Windschattenfahren durch Dritte oder Begleitfahrzeuge.
Wir feiern jede Etappe – so als wäre es die Letzte gewesen.
Wir sind ein grenzgenial harmonisches Team mit der richtigen Mischung aus Ehrgeiz, Professionalität, Humor, Fairness, Leidenschaft und sportlichen Ambitionen und Zielen. Judith Miller zeigt auf den acht Etappen keine Ermüdungserscheinungen und verbessert ihre Fahrtechnik kontinuierlich. Auf der langen Single Trail Abfahrt von «Rifugio Averau» hinunter nach «Caprile» verleihen ihr die Nachfolger im Ziel den Titel «Single Trail Queen». Bergauf, egal wie steil oder technisch schwierig sind wir unseren unmittelbaren Konkurrenten leistungsmäßig deutlich überlegen. Vor allem auf den asphaltierten fünfprozentigen Bergetappen fliegen wir förmlich an unseren Konkurrenten vorbei.
Zu den Pleiten, Pech und Pannen: Am Radweg im Zillertal auf der ersten Etappe und auf dem Kaiserjägerwegpfad der siebten Etappe haben wir und unsere Nachfolger Orientierungsprobleme. Die «Verfahrer» kosten uns jeweils fünf Minuten. Aufgrund eines Antriebs- sprich Schaltungsproblems bei Judiths Bike verlieren wir auf den letzten fünf Kilometern der zweiten Etappe hart erarbeitet fünf Minuten. Auf der Single Trail Abfahrt von der Plose (dritte Etappe) beißt Judith zum letzten Mal kräftig ins saftige Grün. Der Sturz hinterlässt aber keine sichtbaren Erinnerungen. Prämiere für mich bei der vierten Etappe, zehn Kilometer nach dem Start, mein erster «Patschen» seit ich Radrennen fahre. Die Seitenbandzerrung meines linken Daumens stützt eine steife Schiene und erschwert die Reparatur. Den Zeitverlust von mindestens zehn Minuten bis zur nächsten Kontrollstelle wieder hereinzufahren ist schweißtreibend. Judith fährt wie besprochen beherzt weiter und muss nur drei Minuten vor der Kontrollstelle (Labestation) auf mich warten. Es gibt unterwegs keinen technischen Service auch bei den Labestationen nicht, deshalb dürfen wir uns bis ins Ziel keinen Reifenschaden mehr erlauben, dementsprechend angespannt ist die restliche Fahrt bis ins Ziel. In «Crespano del Grappa» Ziel der sechsten Etappe kaufen wir zwei Schläuche und vier Gaspatronen. Auf der siebten und längsten Etappe benötigt Judith alles was wir eingekauft haben. Ein «Patschen» bei Kilometer 42 am Hinterrad und der zweite bei Kilometer 90 am Vorderrad verhindert an diesem Tag eine Top Ten Platzierung. Dennoch können wir den Zeitrückstand in Grenzen halten und den 11ten Gesamtrang halten. Auf der kurzen Schlussetappe, die nur 38 Kilometer und 1269 Hm misst, sollte der dreiminütige Vorsprung auf das hinter uns liegende sehr sympathische Deutsche «Craft and Friends» Team und die vierzehn Minuten auf das Schweizer «Thömus» Team reichen. Das «Stöckli PRO» Team vor uns ist mit einer Stunde Vorsprung außer Reichweite.
Etappe 01 – «Die Testfahrt mit Heimvorteil» Mittenwald – Mayrhofen (14. Rang: 111 km / 2106 Hm / 4:42:58 / 23,3 km/h). Soweit der Wetterfrosch vorausschauen kann ist nur Sonne in Sicht. Trotzdem gibt es auf den ersten zehn Kilometern auf den trockenen Schotterstraßen von Mittenwald nach Scharnitz keine klare Sicht in den wolkenlosen blauen Himmel. Das dichte Fahrerfeld lockert sich langsam im ersten Anstieg nach der Bachüberquerung der türkisen Isar. Erst nach der Larchetalm im Karwendeltal wird das Tempo bergauf zum Karwendelhaus und zum Hochalmsattel geringer. Die rumpelige lose grobsteinige Abfahrt ins Rißtal reißt mich ohne Sturz und Folgen einmal vom Bike und fordert von mir mehr Aufmerksamkeit für den restlichen Tag. Vor der Auffahrt zum Plumsjoch wartet die erste wichtige Labestation auf uns. Judith fährt bei allen Labestationen ohne anzuhalten durch, das Auffüllen unserer Flaschen ist meine Aufgabe so gewinnen wir wertvolle Minuten. Alle Frauen in Mixed Teams die sich in unserer Umgebung aufhalten werden bergauf permanent geschoben oder halten sich bei ihren Partnern am Trikot fest. Aus der Ferne betrachtet sieht das so aus als würde die Frau den Mann schieben. Abgesehen von der steilen grobschottrigen Abfahrt vom Plumsjoch zur Gernalm gibt es auf der ersten Etappe keine technisch schwierigen Abschnitte. Auf der schnellen Schotterstraße bergab von Eben nach Jenbach, kommt Judith auf ihrer «Hausstrecke» in einer Rechtskehre zu Sturz und schlägt sich ihr Knie auf. Leicht erschrocken mit einem blutigen Knie steigt sie nach einer schnellen Selbstdiagnose wieder auf ihr Bike und fährt etwas verhaltener weiter. Auf dem 35 Kilometer langen und flachen Radweg im Zillertal bildet sich eine größere Gruppe von Herren Teams und Mixed Teams. Ausreißversuche gibt es keine – alle konzentrieren sich auf den Zielsprint. Den Zielsprint verlieren wir nur knapp aber der 14. Rang nach der ersten Etappe reicht für den Startblock A.
Etappe 02 – «Beherzte Fahrt» Mayrhofen – Brixen (17. (15.) Rang: 100 km / 2500 Hm / 5:03:09). Die Auffahrt zum Pfitscherjoch erfordert ein Bike das viele Kompromisse eingehen kann. Flache und steile Asphaltabschnitte, Forststraßen, Karrenwege und verblockte Single Trails führen permanent bergauf zum Pfitscherjoch. In einer der zahlreichen Galerien verlier ich meinen Tacho – Judith fährt weiter meine Such bleibt aber erfolglos. Die Strecke und ihr Profil ist uns aber, abgesehen von den letzten zehn Kilometern, soweit bekannt dass wir auf den Tacho verzichten können. Bis zum Pfitscherjoch hat es das gesamte Starterfeld auseinandergerissen. Erst in Ried im Pfitschertal sammelt sich wieder eine größere Gruppe. Nach der Labestation im Wipptal startet in «Elzenbaum» ein Herren Team einen Ausreißversuch den nur wir folgen können. Es folgt eine beherzte Fahrt auf dem Radweg im Wipptal. Dennoch holt uns die Verfolgergruppe vor der letzten Bergfahrt nach «Spinges» in «Aicha» wieder ein. Auf dieser Bergfahrt wird unsere Überlegenheit am Berg erstmals sichtbar. Wir können uns mit den Engländern relativ rasch von unseren restlichen Mixed-Konkurrenten absetzen. Die Engländer wehren sich lange ,müssen uns aber bis auf Sichtweite ziehe lassen bis der Defektteufel in Judiths Gangschaltung einschlägt und uns völlig aus dem Rhythmus bringt. Die Engländer holen uns auf den letzten fünf Kilometer wieder ein und zwei weitere Mixed-Teams rollen lachend auf dem letzten Kilometer an uns vorbei. Danach folgt 15 minütiges Schweigen im Zielbereich und Judiths Bike kommt in die Hände der Shimano Techniker. Zwei «Sprizz» haben die Stimmung wieder gut gemacht..
Etappe 03 – «Die Schweizer kommen in Fahrt» Brixen – St. Vigil (16. (16.) Rang: 57 km / 2830 Hm / 4:21:05). Wir starten zum zweiten Mal aus dem Startblock A. Die erste Bergetappe zur Lüsener Scharte sieht genauso aus wie bei uns zuhause der Patscherkofel – viele Hm nonstop bergauf. Der Single Trail Downhill von der Lüsener Scharte ist einfach aber die restlichen Abfahrten hinunter zur Halslhütte sind für viele Teilnehmer nicht mehr fahrbar. Die Bergfahrt zum Würzjoch ist verglichen zur kräfteraubenden Auffahrt zum «Munt da Riina» flach und der nachfolgende Single Trail nach «Welschellen» sehr unterhaltsam. Auf den letzten vier Kilometern von «Zwischenwasser» ins Ziel nach St. Vigil führt die Straße leicht bergauf. Vor uns in Reichweite befinden sich zwei Mixed-Teams. Wir werden das erste Mal aufmerksam auf das Team aus der Schweiz, das Team aus Slovenien ist uns seit der ersten Etappe bekannt. Beide Teams können wir ohne Gegenwähr noch rechtzeitig vor dem Ziel überholen. Trotzdem verlieren wir an diesem Tag den Startblock A und werden erneut einen Platz in der Gesamtwertung nach hinten auf den 16. Rang gereiht.
Etappe 04 – «Die schönste Etappe» St. Vigil – Alleghe (16. (15.) Rang: 74 km / 2600 Hm / 5:02:04). Die Spazierfahrt unmittelbar nach dem Start nach «Pederü» haben wir wohl dem Startblock B zu verdanken. Auf dieser Etappe jagt ein landschaftliches Highlight das andere. In hochalpiner Umgebung fahren wir über die Faneshütte zum Limojoch und von Cortina d’Ampezzo hinauf zum berühmten «Cinque Torri». Von dort führt ein steiler Karrenweg weiter bergauf zum «Rifugio Averau» das sich auf 2400 Meter Seehöhe befindet. Der nie enden wollende Single Trail Downhill nach «Caprile» bleibt allen Teilnehmern unvergesslich in Erinnerung. Eine Teilnehmerin eines Frauenteams stürzt unmittelbar vor uns und wir müssen unsere Fahrt für drei Minuten unterbrechen. Erst nachdem wir Gewissheit haben dass sie sich selber helfen können fahren wir weiter. Wir bolzen zum Schluss auf der Asphaltstraße entlang dem «Lago Alleghe» vier Kilometer gegen den Wind ins Ziel. Wir sind an diesem Tag, abgesehen von unserem grindigen Hotel, rundum zufrieden.
Etappe 05 – «Schwerste Etappe» Alleghe – San Martion di Castrozza (11. (13.) Rang: 73 km / 3137 Hm / 5:08:00). Das Steigungsdiagramm der angekündigten schwersten Etappe ist nicht in den Griff zu bekommen. Die zwei längeren Bergetappen beginnen bei Kilometer 25 und 53 und messen jeweils 600 Hm am Stück. Die restlichen 2537 Hm summieren sich durch crosscountryartiges Auf und Ab. Der Start in «Alleghe» wird auf den ersten fünf Kilometern bergab nach «Vare» neutralisiert gefahren. Hohe Konzentration ist gefordert denn die Straße ist für den Gegenverkehr nicht gesperrt. Die nachrückenden Teilnehmer fahren zum Überholen zweispurig und verursachen den unangenehmen Trichtereffekt der zu starker Temporeduzierung führt. In «Celat» bei Kilometer Sieben verursacht eine Engstelle für die Teilnehmer hinter dem Spitzenfeld zeitraubende Staubildung. Durch dieses Nadelöhr kommen maximal zwei Biker gleichzeitig durch. Anschließend folgen sehr viele steile Rampen die nicht fahrbar sind. Vermutlich sind diese Anstiege der Grund dafür die fünfte Etappe als die schwierigste zu bewerten. Die moderate Auffahrt zum letzten großen Berg den «Baita Segantini» auf 2200 Meter Seehöhe ist der schönste Abschnitt auf dieser Etappe. Die anschließende Abfahrt über «Passo Rolle» ins Ziel nach «San Martino di Castrozza» weißt keine nennenswerten Schwierigkeiten auf, vielleicht haben die Streckenplaner deshalb, einen Kilometer vor dem Ziel ein Holzrampe errichtet, die aufgrund ihrer Steilheit fahrtechnisch schwierig und zu Fuß kaum zu erklimmen ist. Unsere fehlerfreie Fahrt wird belohnt mit dem elften Platz – das beste Etappenergebnis bisher.
Etappe 06 – «Die Pannenserie beginnt» San Martion di Castrozza – Crespano del Grappa (12. (12.) Rang: 104 km / 2780 Hm / 5:46:54). Die Topgrafie dieser Etappe lässt sich leicht einprägen, aber 100 Kilometer sind mit dem Mountainbike immer eine große Herausforderung. Prämiere für mich nach fünf Kilometern – mein erster «Patschen» seit ich Radrennen fahre. Judith die beherzt weiterfährt, vor der nächsten Kontrollstelle (Labestation) bei Kilometer 27 wieder einzuholen, ist Schwerarbeit. Die Tatsache dass wir nichts mehr zum Reifen flicken dabei haben und dass es auf der Strecke keinen technischen Service gibt führt zu einer angespannten Fahrt bis ins Ziel. Beide Labestationen liegen 60 Kilometer auseinander und die zweite (letzte) Versorgungsstelle ist nach der längsten und letzten Bergetappe platziert dort wo sie nur noch «Erste Hilfe Charakter» besitzt. Die Zuschauer entlang dieser langen und heißen Bergfahrt sind die Rettung denn sie reichen uns Wasser und ein Cola. Nach der schönsten Auffahrt des Tages zum «Croce del Lebi», der auf den letzten 500 Metern zu Fuß zu bezwingen ist, enden die Südalpen abrupt und dort ist an schönen Tagen, wenn die Luft trocken ist, das Meer und Venedig zu sehen. Auf der langen losen grobsteinigen Abfahrt ins Ziel nach «San Martino die Castrozza» haben die Arme und Hände im Ziel mehr geleistet als die Beine auf der gesamten Etappe. Für mich gibt es ein, zwei drei Bier und für Judiths «glänzenden» Beine ein Basenbad. Im Ziel kaufen wir zwei Schläuche und vier Gaspatronen für die morgige vorletzte siebte Etappe.
Etappe 07 – «Zwei Patschen» Crespano del Grappa – Rovereto (11. (14.) Rang: 120 km / 3000 Hm / 6:26:29). Der Start beginnt mit einer angespannten neutralisierten Fahrt in der Ebene auf der Bundesstraße nach «Basano del Grappa», zum ersten Anstieg nach «Crosara» der bei Kilometer Zwanzig beginnt. Auf der moderaten asphaltierten Bergetappe zum «Bocchetta Granezza» fahren wir unserer Konkurrenz auf und davon. Auf der Abfahrt vom «Bocchetta Granezza» verlieren wir beim Reifen flicken von Judiths Hinterrad diesen Vorsprung. Die Topografie auf den nächsten 60 Kilometern ist uns auf den Leib geschneidert und wir können unsere Konkurrenten wieder einholen. Bei der Auffahrt zum «Passo Sommo» verlieren wir beim Reifenflicken von Judiths Vorderrad erneut unseren Vorsprung – Judiths Motivation ist im Keller. Ich versuche sie aufzumuntern mit den Worten: «Der Abstand ist gering und vor der letzten Abfahrt ist noch eine kleine schnelle drei Kilometer lange Bergfahrt zu bewältigen, auf der wir den Rückstand wettmachen können». Unsere gemeinsame Attacke zum «Passo Somma» lässt den Rückstand bereits drastisch schmelzen und bei der fünfprozentigen asphaltierten Auffahrt nach «Serrada» fahren wir alles aus den Schuhen was vor uns auftaucht – der Tacho fällt dabei nicht mehr unter zwanzig Stundenkilometer. Der lose grobsteinige Single Trail Downhill führt ohne Kehren, mit kurzen Zwischenanstiegen auf der Straße, bis ins Zentrum von Rovereto. Glück gehabt! Zwischen den Stollen unserer Hinterräder quellt bereits der Schlauch aus Löchern – wir kaufen im Ziel beim Maxxis Stand zwei neue Mäntel für die letzte Etappe.
Etappe 08 – «Alles richtig gemacht» Rovereto – Riva del Garda (10. (10.) Rang: 38 km / 1269 Hm / 2:14:41). Zurücklehnen dürfen wir uns nicht, aber riskieren müssen nicht wir sondern unsere Verfolger – die vor uns liegenden sind außer Reichweite. Auf der achten Etappe ist nur ein einziger Berg mit 1000 Hmn am Stück zu bezwingen. Dank Startblock A können wir unsere Position während dem neutralisierten Start bis zum Anstieg halten. Wir müssen das Schweizer Team «Thömus» und unsere deutschen Freunde vom Team «Craft and Friends» kontrollieren. Das Schweizer «Thömus» Team nimmt uns auf dieser Etappe nur drei Minuten ab, das reicht ihnen aber nicht um uns in der Gesamtwertung zu überholen, und unsere deutschen Freunde vom Team «Craft-and-Friends» kommen nach uns ins Ziel. Das unglaubliche Tempo auf den letzten zehn Kilometern in der Ebene nach «Riva del Garda» macht sich bezahlt, wir erzielen zum zweiten Mal unser bestes Etappenergebnis den elften Platz und in der Gesamtwertung nach dem vierten Platz den zweitundankbarsten elften Gesamtrang.
Zu meiner Baustelle! Mittwoch 17. Juli.
Ab der vierten Etappe verschlechtert sich die Rippenverletzung dermaßen dass niesen, husten, schneuzen und ähnliches nicht mehr erlaubt ist.
Um in Bewegung zu bleiben für das bevorstehende Saisonhighlight und die Koordination am Bike zu verfeinern ohne dabei die Beine müde zu machen fahre ich noch ein paar Downhills am Nordkette Single Trail. Ein fast perfektes Gefühl am Bike nach dem ersten Run bestätigt die bisher perfekte Vorbereitung.
Das Gefühl, dass dich nichts mehr vom Bike werfen kann ist ein Warnsignal!
Bewusst mäßige Geschwindigkeit beim Fahren führt zu unbeabsichtigten Konzentrationsfehlern und auf der zweiten Abfahrt zu einem Sturz, der meine Teilnahme bei der Transalp die in drei Tagen stattfindet, infrage stellt. Die Diagnose auf der Unfallambulanz lautet, Seitenbandzerrung linker Daumen und Rippenverletzung «unbekannten» Grades deshalb, weil ich sie nicht untersuchen lasse. Am Donnerstag in der Früh muss ich aufgrund der großen Schmerzen, Judith eine Absage erteilen. Der linke Daumen bekommt eine abnehmbare Schiene, Eis und Schmerztabletten sollen den Heilungsprozess beschleunigen. Am donnerstagabend schieben wir Judiths Bike deprimiert aus dem Keller. Bevor sie nachhause will drehe ich mit ihrem Bike im Hof ein paar Runden. Der fixierte stabilisierte Daumen in der Schiene verhindert zwar das Schalten und die Bedienung des Twinlocs aber der Lenker lässt sich vernünftig greifen und das Bremsen mit dem Mittelfinger ist ebenfalls möglich. Okay, damit ist die Entscheidung revidiert. Wir probieren die erste Etappe von Mittenwald nach Mayrhofen, die, ja nicht weit von unserem zuhause entfernt liegt – sollte es gar nicht gehen können wir ohne großen Aufwand immer noch abbrechen. Die Schmerzen haben über Nacht von Donnerstag auf Freitag dramatisch nachgelassen, die Belastung des Daumens war aber immer noch undenkbar und die Rippenverletzung spielte bis zu diesem Zeitpunkt ohnehin eine untergeordnete Rolle. Wir stehen dennoch hochmotiviert am Samstag um 08:30 Uhr in Mittenwald am Start und im Ziel in Mayrhofen nach der ersten Etappe war klar, dass ich weiterfahren kann. Die schnellen ruppigen Abfahrten sind mit Schmerzen verbunden, aber der Daumen bessert sich täglich, das Schalten und die Bedienung des Twinloc-Systems blieb leider bis zum Schluss unmöglich.