Granitmarathon | So 28.05.23 | Kleinzell im Mühlviertel | 09.00 Uhr
Granitmarathon 2023FotosFotos SportografFotos W. HoferErgebnisseInfo Veranstalter Ergebnisse90 KM | 3100 HM (77 Klassierte Männer)1. GEISMAYR Daniel 03:54:562. STADLER Alexander 03:57:083. TÄHTI Toni 03:58:3428. (4.) HOFER Willi (URC-Ötztal) 05:18:2598. FREUDENTHALER Michael 06:46:38 90 KM | 3100 HM (2 Klassierte Frauen)1. NEUMÜLLER Karoline 05:19:162. MORVILLO Bianca 05:23:40
Die Stimmung in den Fanzonen ist sensationell – niemand spart in diesen Abschnitten Energie und haut alles raus was noch drin ist.
Dem Mühlviertel wird nachgesagt, ein raues Fleckerl auf der österreichischen Landkarte zu sein.
Die Bewohner sind anscheinend etwas ruppig – das muss aber ein Mythos sein. Nirgends gibt es eine derart freundlich familiäre Atmosphäre wie beim Granitmarathon.
Die Böden seien karg und das Wetter rau. Doch all das war zumindest am heurigen Pfingstwochenende des Raiffeisen Granitmarathons nicht der Fall. Das Wetter präsentierte sich an beiden Tagen wie bestellt. Um die 23 Grad, Sonnenschein, trockene Bodenverhältnisse. So würde es jeder Mountainbiker auf seine Wunschliste schreiben. Somit die perfekten Voraussetzungen für die Rennen in der 1.700-Seelen-Gemeinde im oberen Mühlviertel – auch Granitland genannt.
Granitmarathon | So 29.05.22 | Kleinzell im Mühlviertel | 09.00 Uhr
Granitmarathon 2022FotosFotos SportografFotos W. HoferErgebnisseInfo Veranstalter Ergebnisse90 KM | 3100 HM (98 Klassierte Männer inkl. Elite)1. GEISMAYR Daniel 03:44:592. LAKATA Alban 03:47:403. MARKT Karl 03:50:0245. (3.) HOFER Willi (URC-Ötztal) 05:02:4798. STUHLBERGER Rainer 06:23:4990 KM | 3100 HM (2 Klassierte Frauen)1. MORVILLO Bianca 05:09:132. PROELL Verena 05:19:55 Ergebnisse ÖM90 KM | 3100 HM (16 Klassierte Männer Elite)1. GEISMAYR Daniel 03:44:592. LAKATA Alban 03:47:403. MARKT Karl 03:50:0290 KM | 3100 HM (11 Klassierte Männer Masters)1. DOLLINGER Andreas 03:44:592. HAUSLEITNER Josef 03:47:403. PASTER Andreas 03:50:029. HOFER Willi 05:02:4760 KM | 2000 HM (14 Klassierte Frauen Elite und Masters)1. TAZREITER Angelika 03:02:112. SOMMER Clara 03:02:133. SOMMER Sabine 03:06:105. SOMAVILLA Bianca 03:09:46
Trocken kommt nach dieser Bachdurchquerung niemand raus. | Foto: Mathias Lauringer
Der Granitmarathon mit mehr als 1000 Startern führt inmitten der Mountainbike-Region Granitland über die Mühlviertler Hügellandschaft durch tiefe Flusstäler und Steinbrüche. Am Samstag werden für die Nachwuchsklassen zahlreiche MTB-XCO-Rennen durchgeführt und am Sonntag starten die Marathonbiker auf vier unterschiedlichen Distanzen. Auf der Light-Strecke gibt es auch einen Wettbewerb für E-Biker.
2020 und 2021 gab es wegen Corona keine Mountainbike-Rennen.
Die Teilnehmer auf der Xtreme-Strecke fahren zu Beginn leicht bergauf Richtung Norden durch den Ortskern Kleinzell im Mühlkreis, vorbei an zahlreichen applaudierenden Zuschauern bis nach Edholz. Die ersten paar Kilometer ziehen das große Starterfeld auseinander und so entstehen bei der Einfahrt in die erste Trailabfahrt bergab Richtung Hinterleiten keine Staus. Der Single Trail Richtung Hinterleiten führt bis zum Kraftwerk Partenstein permanent bergab. Am Ende dieser Trailabfahrt geht es 800 Meter auf einer Forststraße steil bergauf, wo der zweite Trailabschnitt beginnt. Bis auf die letzten 500 Meter, die flach sind, führt dieser Single Trail permanent bergab.
S1/G1 ist der maximale Schwierigkeitsgrad auf den Single Trails entlang der gesamten Strecke.
Wer gerne Trails fährt, kann sich freuen, denn diesen Abschnitt fahren die Teilnehmer der Xtreme-Strecke nach 60 Kilometern ein zweites Mal.
Die anschließende Auffahrt nach Ramsberg misst 150 steile Höhenmeter, bevor die rasante Abfahrt auf einem Forstweg zur Großen Mühl beginnt. Nach der Überquerung der Großen Mühl führt ein schmaler steiler Karrenweg 250 Hm bergauf zur ersten Labestation in Wölfling. Von dort geht es abwechselnd bergauf und bergab auf breiten und einfachen Wegen bis nach Kirchberg ob der Donau, wo eine rumpelige, immer nasse Abfahrt zur Donau beginnt. Am Ende dieser Abfahrt wartet nach einer kurzen Verschnaufpause auf einem flachen Asphaltstück entlang der Donau die längste Auffahrt der gesamten Strecke, die 270 Hm misst und in Hörhag endet.
Die Abfahrt zur Kleinen Mühl beendet wieder ein Single Trail und eine 1300 Meter lange sehr steile Auffahrt auf betoniertem Untergrund beginnt. Nach dieser Auffahrt kann sich der Puls wieder etwas beruhigen, die Strecke führt zwar weiterhin stetig bergauf, ist aber nicht mehr so steil – es geht über Lembach im Mühlkreis bis nach Hörbich, dem nördlichen Wendepunkt der Xtreme-Strecke.
Am Ende der nachfolgenden Single-Trail-Abfahrt von Kleinasang nach Doppl zur Kleinen Mühl folgt eine Bachdurchquerung, die so tief ist, dass beide Schuhe nass werden.
Tour-de-France-Feeling in Doppl bei der Kleinen Mühl.
Anschließend werden die Biker im Wiegetritt von einem Spalier zahlreicher Zuschauer über eine kurze steile Rampe gepeitscht. Den Kraftakt, den man an dieser Stelle wegen den vielen Zuschauern leistet, bereut man wenig später, denn es folgt bis nach Godersdorf ein kräfteraubender Anstieg, der 170 Hm misst und keine Verschnaufpause gönnt. Bevor es wieder bergab zur Großen Mühl geht, folgt noch einmal ein Anstieg mit 80 Hm bergauf nach Altenfelden. Die nachfolgende Strecke bis ins Ziel nach Kleinzell im Mühlkreis sollte man sich gut einprägen, denn die fahren die Teilnehmer der Extreme-Strecke komplett identisch ein zweites Mal.
Ab Blumau ist auf Single Trails wieder fahrtechnisches Können gefragt. Zu Beginn führt der Single Trail 130 Hm permanent bergab und am Ende der Abfahrt geht es zwei Kilometer crosscountryartig immer leicht ansteigend am linken Bachufer der Großen Mühl entlang.
Nach der Brücke über die Große Mühl wartet der längste und steilste Abschnitt entlang der gesamten Runde. 100 Hm sind auf lediglich 600 Metern bis nach Apfelsbach zu bewältigen und erst dort lässt die extreme Steigung nach. Der Puls kann sich auf der leicht ansteigenden Zufahrt bis zur Labestation in Pissling wieder etwas beruhigen.
Die Strecke führt jetzt wieder Richtung Süden, nicht weit entfernt von Kleinzell im Mühlkreis. Nach der Überquerung der Zufahrtsstraße zur Gemeinde geht es jetzt rasant bergab in den großen Granitsteinbruch. Bei der Durchquerung des Granitsteinbruchs sind noch zwei sehr steile Rampen zu bezwingen, bevor man den Startzielbereich in Kleinzell im Mühlkreis wieder erreicht. Auf den letzten drei Kilometern bis ins Ziel führt die Strecke auf breiten Wegen und einfachen Single Trails abwechselnd bergauf und bergab. Die Teilnehmer der Extreme-Strecke sind jetzt aber noch nicht im Ziel, sie müssen die zweite Schleife, die 30 Kilometer misst, noch einmal fahren.
Granitmarathon | So 09.06.19 | Kleinzell im Mühlviertel | 09.00 Uhr
Granitmarathon 2019Fotos Studio | 365Fotos SportografFotos W. HoferErgebnisseInfo Veranstalter Ergebnisse90 KM | 3100 HM (81 Klassierte Männer / 14 DNF)1. SOUKUP Christoph 3:59:352. (2.) ALBERTI Matthias 03:59:453. (1.) STADLER Alexander 04:17:33.445. (18.) HOFER Willi (URC-Ötztal) 5:34:5967. (21.) PAULIC Erich 6:27:33 90 KM | 3100 HM (3 Klassierte Frauen)1. SOMMER Sabine 4:48:152. (1.) FIALA Katharina 5:48:563. (2.) EGGINGER Claudia 6:17:59
Auf den vielen Verbindungswegen zwischen den unzähligen Auf- und Abfahrten beim Granitlandmarathon in Kleinzell im Mühlviertel, prägen sich Bilder von hüfthohen Weizenfeldern und Wiesen in die Erinnerung der TeilnehmerInnen. Foto: © Studio | 365
Auch wenn die Startnummer kleiner gewesen wäre hätte ich das Rennen nicht gewonnen. Dennoch gilt wie immer die Devise «so lange niemand das Ziel erreicht hat kann man das Rennen noch gewinnen»
Wer in Google Maps Kleinzell sucht, muss unter den Suchvorschlägen Kleinzell im Mühlviertel auswählen. Für die Fahrzeit von Innsbruck bis nach Kleinzell im Mühlviertel ist laut Google Maps, ohne Stau, mit dreieinhalb Stunden zu rechnen. Aufgrund der langen Fahrzeit bin ich der Meinung ich fahr nach Niederösterreich – hoffentlich liest das kein/e Oberösterreicher/in. Das Mühlviertel ist natürlich ausschließlich in Oberösterreich und die Grenzen sind klar definiert und einfach zu merken. Das ganze Gebiet nördlich der Donau, innerhalb der Staats- und Landessgrenzen von Oberösterreich, wird als Mühlviertel bezeichnet und Kleinzell mit seinem weltberühmten Granitsteinbruch ist anscheinend das Herz davon.
Granit – das Material für die Randsteine der edlen Bürgersteige und Grabsteine soll hier in Kleinzell in der näheren Umgebung überall «wachsen». Touristische Wegweiser markieren Erlebnis-Wanderrouten zu Granitsteinformationen wie anderswo zu Wasserfällen, Klammen und Schluchten. Wären wir nicht durch den Kleinzeller Steinbruch gefahren hätte ich keinen einzigen Granitstein gesehen. Dafür aber eine Menge Wurzeln, Steine wie sie überall zu finden sind, Schotter, Asphalt, Wald- und Wiesenböden. Die sehr abwechslungsreichen Wege führen großteils durch schattige Wälder und außerhalb durch hüfthohe Weizenfelder und Wiesen mit meist kühlendem Gegenwind.
«Is leicht hoas?» Sprachlich ist die Gegend ebenfalls leicht zu erkennen, weil in jedem zweiten Satz das Wort «leicht» als immer gut passendes Füllwort Platz findet.
Nach meinem Lebensmotto «Der Zufall ist mein bester Moment» lande ich in Untermühl beim Gasthof Ernst an einem wunderschönen mir unbekannten See den gerade ein Drachenboot kreuzt. Unmittelbar danach folgt dem Drachenboot ein größeres Frachtschiff, der See ist also kein See sondern ein Fluß und ein Fluß in der Größe kann in Österreich nur die Donau sein. Daran ist gut zu erkennen wie wichtig Reisen sind!
Kurz vor dem Start wird wie immer die Höhe des Tachos kalibriert. Leider weiß ich aber nicht wie hoch der Startort liegt. «Auf 550 Meter Seehöhe befinden wir uns» antwortet ein einheimischer Zuseher lachend auf meine Frage nach der Höhe, aber das sei nicht wichtig ist er der Meinung, weil es ohnehin ständig bergauf und bergab geht. Damit hat er vermutlich recht, das Steigungsdiagramm kann man ohnehin unmöglich auswendig lernen, dafür aber die sechs perfekt platzierten Labestationen bei Kilometer 12, 35, 50, 60, 70 und 80. Nur wenige Anstiege messen 300 Hm am Stück die meisten sind kürzer. Um auf 90 Kilometern 3100 Hm zu sammeln braucht es sehr viele von diesen kurzen Auffahrten. Als Ortsunkundiger fühlt man sich auf der Fahrt durch das Mühlviertel entlang der vielen Verbindungswege zu den unzähligen Auf- und Abfahrten einerseits wie ein aufgeschrecktes Hendl und andererseits wie ein Goldfisch im Wasserglas, denn ständig fragt man sich ob man hier nicht schon einmal vorbeigefahren ist. Auf den letzten 30 Kilometer trifft das für die TeilnehmerInnen der langen Distanz auch zu. Sie fahren einen Teil der Runde ein zweites Mal und kommen deshalb bei Start und Ziel und im Steinbruch insgesamt zweimal vorbei. Die vielen Trails führen nicht nur bergab sondern auch horizontal und bergauf ein echter X-Country Marathon – meine Lieblingsradsportdisziplin. Völlig unvorbereitet und zu diesem Zeitpunkt ohne Mitstreiter, ist plötzlich ein Bach zu durchqueren dessen Tiefe nicht zu erkenne ist. In der Eile kann ich leider keinen trockenen Übergang in näherer Umgebung finden und vermutlich hat mich auch der Fotograf auf der gegenüberliegenden Seite dazu motiviert die Bachtiefe fahrend zu messen damit er ein spektakuläres Motiv zum Fotografieren bekommt. Es ist knietief sagen die sauberen Schuhe nach der Ausfahrt und wer einen zu schweren Gang eingelegt hat geht im Bach sprichwörtlich baden. Kurz danach stehen im Wald bei einer steilen aber relativ kurzen Rampe fast so viele Zuschauer wie in Nove Mesto beim MTB-XC Weltcup. Bei fußballstadionähnlicher Atmosphäre gibt hier jeder alles auch jene die nicht ums Podest fahren.
«Mama wia weit is nooo»? höre ich auf den letzten zwei Kilometern eine von drei knapp hintereinander fahrenden gleich gekleideten Teilnehmerinnen nach hinten rufen! Der Lärm aus dem Festzelt im Start-Zielgelände ist schon zu hören – weit kann es also nicht mehr sein, dachte ich mir. Dann war ich aber auch schon wieder vorbei bei den tapferen Ladies– die Antwort der Mama habe ich leider nicht mehr gehört, vielleicht hat sie auch gar nichts gesagt weil sie die Frage schon mehrmals beantworten musste.
Auf den letzten 30 Kilometern sind von den vielen Bikern die auf den insgesamt vier unterschiedlichen Distanzen gestartet sind – alle auf den selben Wegabschnitten – kaum noch TeilnehmerInnen die gemeinsam unterwegs sind zu finden. Gegner gibt es ohnehin keine mehr, weil jeder nur noch mit sich selber kämpft um überhaupt das Ziel zu erreichen. Die Frage bei den Labestationen, Wasser oder Iso, ist bis Kilometer 60 einfach zu beantworten. Mehrere Becher Iso werden sofort getrunken und das Wasser wird über den Kopf geschüttet. Bei den letzten beiden Labestationen (Kilometer 70 und 80), die jeweils eine zwei Kilometer lange sehr steile Bergfahrt beenden, kommt mir die einfache Frage ob ich Wasser oder Iso möchte wie eine schwierige Rechenaufgabe vor. Weiß ich in diesem Zustand ehrlich gesagt nicht antworte ich höflich mit leiser Stimme um Kraft zu sparen – Antworten wären mir ohnehin lieber als Fragen habe ich mir gedacht. Bei der letzten Labestation wird meine Befürchtung, dass ich den steilen windstillen Steinbruch im Zenit der Sonne noch ein zweites Mal bezwingen muss von einer Helferin mitleidig bestätigt – der knietiefe Bach wäre mir zu diesem Zeitpunkt bedeutend lieber gewesen, aber aus dem wäre ich vermutlich nicht mehr freiwillig raus gefahren aus dem Steinbruch schon. Meine letzten zwanzig Kilometer bis ins Ziel sehen nicht mehr schön aus – die Luft ist leider raus – und auch meinem Hinterreifen geht knapp hinter der Ziellinie, keine Sekunde zu früh, ebenfalls die Luft aus. Ein bereits vergessenes nie repariertes Loch im Mantel meines Schlauchlosreifens ist wieder offen.
Im Festzelt findet die Siegerehrung aller Distanzen, Altersklassen und Sexualitäten statt und währenddessen gibt es leckeres Gegrilltes und viel Bier. Der Lärmpegel ist so wie in jedem vollem Bierzelt, unbeschreiblich laut, so, dass ich beim Verlassen nicht mehr sicher bin was schöner ist, aus dem Bierzelt raus oder ins Ziel rein.