Samerberg Enduro – Specialized Enduro-Series
So 25.05.14 | ISamerberg
Samerberg Specialized Enduro-Series 2014Fotos RacementInfosFotosErgebnisse ErgebnisseMänner (271 Klassierte)1. Prokop M. (CZE) 12:472. Stonig M. (AUT) 12:523. Scholz F. (D) 12:569. (4.) Purner B. (AUT) 13:26127. (49.) Hofer W. (URC-Ötztal) 16:43Frauen (34 Klassierte)1. Beerten A. (NED)14:282. Thoma I. (D) 15:013. Richter R. (D) 15:09
Zu viel Gepäck? Wenn es die Zeit erlaubt, wird die schwere Ausrüstung von den Enduro-Bikern, auf den bergauf führenden Transferstrecken, geschoben. | Foto: Willi Hofer
Was machst du am Wochenende? Ich bin in Samerberg beim Enduro-Rennen. Wo? In Samerberg, südwestlich vom Chiemsee. Aja, nicht weit von hier. Was machst du dort. Ich fahr beim Enduro-Rennen mit. Was ist das? Hmm, so etwas ähnliches wie Downhill – in der VW-Bus-Parade im Auto schlafen, mit hochgeklappten Vollvisierhelm und Knieschützer rumlaufen, bergauf wie bergab kein Stress weil nur die bergab führenden Abschnitte zeitrelevant sind und in Form von Einzelzeitrennen durchgeführt werden – comprendre?!. Aha, na dann viel Spaß.
Neue Entwicklungen brauchen Zeit sagt mein Bike auf das ich 25 Jahre gewartet habe und mich jetzt bei Enduro-Rennen begleitet. Im Mikrokosmos der Mountainbiker gibt es wieder ein neues Rennformat und heißt Enduro. Mein Beziehungsstatus dazu lautet derzeit: Es ist kompliziert!“
Der Enduro Ride Samerberg zählt zur Specialized-Enduro-Series – www.enduroseries.net
Das Dorf Samerberg (D) liegt südöstlich vom Chiemsee in den Chiemgauer Alpen und ist von Innsbruck aus in einer Stunde und 15 Minuten bequem erreichbar. Die Gravity-Szene kennt die für den Rest der Welt unbekannte Ortschaft wegen seinem kleinen feinen Bikepark – zum zweiten Mal findet dort das Specialized Enduror Rennen statt. Der Start- und Zielbereich des Bikeparks und der Rennveranstaltung befindet sich bei der Talstation der Hochriesbahn.
Die Streckenbesichtigung bzw. das Training am Samstag ist von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr möglich. Anschließend findet ein Prolog zum Rennen statt – die Teilnahme ist aber nicht verpflichtend. Wer nicht am Prolog teilnimmt wird mit der doppelten Zeit des Schnellsten in seiner Kategorie gewertet. Die individuellen Startzeiten für den Prolog werden rechtzeitig im Rennbüro ausgehängt. Der Prolog ist ein Kurzdistanz-Downhillrennen und nach dem Gesamtranking der Serie ausschlaggebend für die Startreihenfolge am Renntag. Die Fahrzeit beim Prolog wird mit den restlichen Zeiten im Rennen addiert. Nach dem Prolog werden die individuellen Startzeiten für das Enduro-Rennen am Sonntag im Rennbüro ausgehängt. Die Ersten starten um 09:00 Uhr, im Fünfminutentakt werden jeweils zehn FahrerInnen ins Rennen geschickt damit am Start bei den einzelnen Wertungsprüfungen keine größeren Staus entstehen. Für die FahrerInnen und Zuschauer ist die Platzierung während dem Rennen nicht ersichtlich und im Ziel erst dann wenn die restliche Konkurrenz angekommen ist. Unmittelbar vor dem Start werden die Transponder aktiviert und die Laufräder mit einem Sticker verplombt weil das Wechseln der Laufräder während dem Rennen nicht erlaubt ist. Der Rahmen erhält ebenfalls einen Sticker mit den aufgedruckten großzügigen Karenzzeiten, innerhalb derer bei den einzelnen Wertungsprüfungen sprich Stages zu starten ist. Wer die Karenzzeit überschreitet muss mit einer Strafzeit rechnen. Der Moderator stellt innerhalb des fünfminütigen Startintervalls alle Enduro-FahrerInnen namentlich vor und führt Interviews bis die Startfreigabe erfolgt.
Bei den Wertungsprüfungen sind Knieschützer und ein Vollvisierhelm vorgeschrieben. Auf den Transferstrecken ist das Tragen eines Halbschalenhelms verpflichtend, zudem empfiehlt der Veranstalter Ellbogen- und Rückenprotektoren. Die Rennen in Italien erfordern von den TeilnehmerInnen in der Hobbyklasse eine sportärztliche Bescheinigung und zusätzlich Handschuhe und das Tragen eines Rückenprotektors. Rucksäcke mit integriertem Rückenprotektor sind erlaubt. Die FahrerInnen in der Klasse Elite und Master benötigen eine Rennlizenz und müssen bei allen Rennen das volle Programm absolvieren, außer sie melden sich freiwillig in der Hobbyklasse an. Die Hobbyklasse darf nicht bei jedem Rennen alle Wertungsprüfungen bestreiten somit ist gesichert, dass auch unversierte BikerInnen bei den Enduro-Rennen furchtlos teilnehmen können.
Viele fahren mit Rucksäcken mit integriertem Rückenprotektor – hängen auf den Transferstrecken den Vollvisierhelm außen drauf und wechseln bei den Wertungsprüfung ständig ihre Ausrüstung. Viele verzichten auf den Halbschalenhelm und fahren vorbildlich, so wie es das Reglement vorschreibt, auch auf den Transferetappen mit angezogenem Helm, solange bis sie es nicht mehr aushalten – dann reißen sie den Kochtopf vom hochroten Kopf und machen meist in größeren Gruppen eine Pause und entschließen sich zum Schieben ihrer Bikes bis zur nächsten Flachpassage.
Die meisten Teilnehmer sehen sportlich aus haben aber keine Lust zum Treten auf den Transferetappen – oder eignen sich ihre Bikes und die Vorschriften der Ausrüstung nur begrenzt zum Strampeln?
Wer bergab ein kompromissloses Bike fahren will, das sich auch bergauf leicht bewegen lässt, muss sehr sehr viel Geld ausgeben und dazu sind vielleicht nicht alle Hobbybiker bereit. Das Schieben ihrer Bikes mit viel Gepäck scheint sie aber nicht zu stören. Wer gemütlich unterwegs ist erreicht nach drei Stunden das Ziel und fährt bei fünf Wertungsprüfungen (Stages) maximal 20 Minuten bergab. Damit sich die FahrerInnen unterwegs auf den Zeitmessstrecken (Stages) nicht gegenseitig behindern ist ein Startintervall von 40 Sekunden einzuhalten – die Startreihenfolge spielt dabei keine Rolle. Bei allen Stages kontrollieren Rennleiter bei Start und Ziel den ordnungsmäßigen Ablauf und die Karenzzeiten der TeilnehmerInnen. Die technisch schwersten Abschnitte befinden sich nicht in den Wertungsprüfungen und dürfen mit Halbschalenhelm gefahren werden. Die meisten Teilnehmer schieben diese Abschnitte und tragen dabei einen Vollvisierhelm woran man erkennt wie vorsichtig und vernünftig die EndurofahrerInnen sind.
Feeding-Zonen sind nicht wie bei anderen Sportveranstaltungen Verpflegungsbereiche bei denen Getränke und Kohlenhydrate in welcher Form auch immer gereicht werden, sondern ein Bereich für? – ich weiß es nicht für was – vielleicht um den selbst mitgebrachten Müll dort zu deponieren? Die Ordnungshüter verteilen ihr selbst mitgebrachtes Wasser an jene FahrerInnen die kurz vor dem Verdursten sind – deshalb nennt man sie auch Marshalls, weil sie für die Sicherheit und das Überleben der Teilnehmer verantwortlich sind. Die undankbare Aufgabe, Wanderer von ihrem gewohnten Weg abzubringen und großräumig umzuleiten, übernehmen ebenfalls die freundlichen Marshalls und für das Verständnis der Wanderer bedanken sich alle Beteiligten nachträglich recht herzlich.
Der Veranstalter hat unterhalb des Hochries (1568 m) eine 23 km lange sehr abwechslungsreiche Endurostrecke mit roten und blauen Fähnchen ausgesteckt, auf der sich niemand verfahren kann. 1250 Hm müssen dabei bergauf aus eigener Kraft bewältigt werden, steht in der Ausschreibung. Mein Tacho zeigt am Ende der Runde aber 400 Hm weniger – für viele bergauf erfreulich, bergab aber nicht. Fünf Wertungsprüfungen (Stages) führen fast ausschließlich bergab und werden mittels Transpondermesstechnik erfasst. Der Streckenverlauf und die Topografie wird so gut es geht geheim gehalten und im Vorfeld nicht kommuniziert und erst am Trainingstag bekannt gegeben. Schenkt man den Teilnehmern vom letzten Jahr Glauben hat sich bei der Streckenführung kaum etwas geändert. Stage 1: 2,4 km | 230 Hm, Stage 2: 0,7 km | 107 Hm, Stage 3: 0,42 km | 27 Hm, Stage 4: 2 km | 171 Hm, Stage 5: 0,7 km | 146 Hm, Stage 1 – 5: 6,2 km | 681 Hm.
Vom Start bei der Talstation der Hochriesbahn bis zur Stage 1 sind zu Beginn zwei Kilometer und 200 Hm auf Asphalt zurückzulegen. Die Stage 1 ist die längste Wertungsprüfung und führt entlang der Bikeparkstrecke durch zahlreiche Anlieger, Tables, Doubles und Wurzelpassagen mit maximaler Schwierigkeit von S2/G1 wieder zum Start/Zielbereich. Mit dem Einzersessellift der Hochriesbahn geht es jetzt bergauf zur Mittelstation und von dort bergab und flach zum Start von Stage 2. Innerhalb der Wertungsprüfungen wird auf den breiten bergabführenden Wegen mittels Torstangen ein Slalom gesteckt um das Tempo aus den Abfahrten herauszunehmen und langweilige Abschnitte technisch anspruchsvoller und verspielter zu gestalten. Die erste Hälfte von Stage 2 ist ein enger Slalom auf einem Karrenweg mit erdigem Untergrund. Die zweite Hälfte führt auf einem Rumpelweg – auf dem grobsteinigen verfestigten feuchten Untergrund ist man ständig auf der Suche nach der Ideallinie, denn abseits davon ist jederzeit mit einem Reifenschaden zu rechnen. Nach Stage 2 folgt die zweitlängste Transferetappe der gesamten Runde. Asphalt- und Forststraßen mit moderater Steigung stellen die Verbindung zu Stage 3 her – die ersten beginnen im letzten Drittel dieser Verbindungsstrecke ihr Bikes zu schieben. Ein naturbelassener Single Trail (Wanderweg) führt auf wurzeligem Untergrund zu Stage 3. Auf den letzten 100 Metern wird auf einer flachen Wiese ins Ziel gesprintet und beendet die kürzeste Wertungsprüfung des Tages am schönsten Ort der Runde bei der Triesdorfer Hütte. Die nächste Transferstrecke verläuft anfangs flach, anschließend zehn Minuten bergauf und bis zum Start von Stage 4 wellig bergab. 50 Meter vor dem Start von Stage 4 führt ein breiter relativ steiler Weg auf grobsteinigen verfestigten felsigen Untergrund und weist den Schwierigkeitsgrad S3/G2-3 auf. Außer mir habe ich weder beim Rennen noch beim Training jemanden gesehen der diesen Abschnitt fährt. Das Fahren auf verblockten Untergrund auf denen Trialtechniken erforderlich sind, finden die meisten so spannend wie das Bergauftreten mit Endurobikes – sie schieben diese Abschnitte mit den größten Herausforderungen, vermutlich auch deshalb weil sie nicht gewertet werden. Stage 4 führt auf einem breiten Weg tretlastig bergab durch zahlreiche Torstangen auf abwechslungsreichem Untergrund und weist keinerlei fahrtechnische Schwierigkeiten auf und ist deshalb mit S1/G1 zu bewerten. Auf der Transferetappe zu Stage 5 sind die meisten Hm entlang dieser Runde zu bewältigen. Wer naturbelassen Single Trails liebt wird zum Schluss bei der fünften Wertungsprüfung belohnt. Von der Ebersbergeralm auf 1157 Meter Seehöhe führt ein genialer Single-Trail abwechselnd im Schwierigkeitsgrad S2/G2 und S3/G3 ohne Gegenanstiege permanent bergab und endet am Waldrand der Käseralm auf einem 100 Meter langen Rumpelweg der mit S3 (Grenze zu S4) zu bewerten ist aber außerhalb der Zeitmessung von Stage 5 liegt. Nach der Stage 5 ist das Rennen zu Ende und viele TeilnehmerInnen kehren bei der traumhaft gelegenen Käseralm ein oder fahren auf der Bikeparkstrecke ohne Zeitdruck sofort zurück ins Start/Zielgelände – bestellen dort einen Samerburger und trinken ein Hefe hell aus der Flasche weil es keine Gläser gibt. Ab 16.00 Uhr ist Zielschluss, dann kommt niemand mehr in die Wertung, denn um 16.30 Uhr müssen die Sieger geehrt werden damit alle rechtzeitig nach Hause kommen.
Die gesamte Strecke misst ohne Liftunterstützung 22,3 km und 800 Hm, mit Liftunterstützung 20,3 km und 600 Hm. Wer außerhalb des Rennens die gesamte Strecke des Enduro-Ride-Samerbergs abfahren will fährt zu Beginn mit der Hochriesbahn und spart sich so das Rauftreten zur Mittelstation. Die Bikepark-Strecke Stage 1 wird zum Schluss nach der Stage 5 gefahren. Einige Abschnitte führen auf den breiten Wegen ohne Torstangen durchs Gelände und sind deshalb nicht so verspielt wie beim Rennen. Wer beim Start der Stage 2 bergauf auf der Betonstraße weiterfährt kommt direkt zur Ebersbergalm – zum Start von Stage 5 – die auf 1157 Meter Seehöhe liegt. Entlang dieser Variante sind 5,2 km und 412 Hm zu bewältigen bis der Spaß beginnt, auf der längste und attraktivste zusammenhängende Abfahrt, die vorbei an der bewirtschafteten Käseralm direkt zum Start der Bikeparkstrecke Samerberg und von dort hinunter zur Talstation der Hochriesbahn führt.
Traumhaftes Wetter begleitete die rundum gelungene ausgebuchte Veranstaltung die immer noch mehr Radsportler zum Endurofahren verleitet. Ich bin beim Prolog nicht mitgefahren – dennoch reicht meine Gesamtzeit 16:43 Minuten für ein Ergebnis in der ersten Hälft der Rangliste.