Ortler Bike Marathon | Sa 30.07.22 | Graun im Vinschgau | 08.00 Uhr

Ortler BIke MarathonFotos / VideosErgebnisseInfo Veranstalter Ergebnisse111 KM | 3900 HM (220 Klassierte Männer inklusive Elite)1. Paez Leon Hector Leonardo 4:49:08,52. Porro Samuele 4:49:08,83. Rabensteiner Fabian 04:55:1742. (3.) Pasqualini Frederic 05:47:2086. (11.) Munz Martin 06:39:37106. (8.) Hofer Willi (URC-Ötztal) 07:02:06 111 KM | 3900 HM (20 Klassierte Frauen inkl. Elite)1. Peretti Claudia 06:01:092. Mairhofer Sandra 06:11:163. Sciponi Silvia 06:13:43

Nur noch wenige Meter bis ins Ziel. Im Hintergrund der berühmte Grauner Kirchturm.| Foto: © Newspower

Der Ortler ist namensgebend für den Bike-Marathon, der dieses Jahr in Graun im Vinschgau startet. Er ist mit 3905 Metern Seehöhe Südtirols höchster Berg und gleichzeitig auch die höchste Erhebung in den Südalpen. Auf den Ortler selber führen keine Wege für Mountainbiker, er wird auch nicht umrundet oder am Fuße des Berges befahren – er ist aber auf der Ortler-Bike-Marathon-Runde, die nördlich des Ortlers führt, für alle Biker im Tal wie auf dem Berg allgegenwärtig und an schönen Tagen gut sichtbar.

Der Ortler – zum Greifen nahe.

Nur einen Steinwurf entfernt vom weltberühmten mittelalterlichen Grauner Kirchturm, der als Zeitzeuge dunkler Südtiroler Geschichte und als Wahrzeichen für den Vinsch­gau aus dem Wasser des Reschensees ragt, befindet sich der Start und das Ziel des Ortler-Bike-Marathons. Unterwegs begegnet man noch mehreren Zeitzeugen, wie zum Beispiel den Panzersperren auf dem Plamorter Boden, die den Grenzübergang Österreich/Italien markieren, oder dem 900 Jahre alten Kloster Marienberg, ein Ort der Ruhe und Kraft.

Kloster Marienberg – ein Ort der Ruhe und Kraft.

Der Ortler-Bike-Marathon führt direkt durch dieses Benediktinerstift, hier müssen alle Biker absteigen und ein paar Meter zu Fuß zurücklegen. Da wären noch die Churburg in Schlanders und die mittelalterlichen Gassen in Mals, für die man ebenfalls gerne mehr Zeit hätte, als den Bikern beim Marathon bleibt. Es gibt nämlich bei der Reschneralm bei Kilometer 79 für alle Teilnehmer aller Strecken ein Zeitlimit, das für die Teilnehmer der langen Strecke A bei sechs Stunden liegt. Wer also nach 14.00 Uhr die Reschneralm passiert, wird aus dem Rennen genommen und muss entlang der kurzen ­Strecke D zurück ins Ziel.

Alle Teilnehmer aller Streckenlängen fahren zu Beginn auf dem Radweg am östlichen Ufer des Reschensees in Richtung Süden. Die Langstreckenfahrer überqueren nach drei Kilometern die Bundesstraße und fahren über ein paar Wellen, die das große Starterfeld auseinanderreißen, bis zum Eingang des Planeiltals, wo die erste längere Bergetappe beginnt. 545 Hm misst diese Auffahrt ohne steile Anstiege. Am Ende der Auffahrt wartet die erste von insgesamt acht Labestationen. Die nachfolgende Abfahrt über Matsch bis nach Schluderns führt abgesehen von ein paar kurzen Single Trails großteils auf Asphalt- und Forststraßen. Die Single-Trail-Schräghangfahrt nach Matsch und die rumpelige grobsteinige Single-Trail-Abfahrt zur Churburg weisen den Schwierigkeitsgrad S1/G2 auf. Die kurze Auf- und Abfahrt in der Churburg auf eierförmigem Kopfsteinpflaster ist fahrtechnisch ebenfalls eine Herausforderung. Die Bundesstraße B41 zwischen Schluderns und Glurns wird auf einem sehr einfachen, aber schmalen Single Trail umfahren. Nach der Durchfahrt von Glurns geht es weiter auf der leicht ansteigenden asphaltierten Via Claudia Augusta bis nach Burgeis zur dritten Labestation, wo die Teilnehmer der B-Strecke auf die Teilnehmer der A-Strecke treffen und von da an auf derselben Strecke bis ins Ziel fahren. Die Auffahrt ins Schliniger Tal ist zu Beginn bis zum Kloster Marienberg etwas steiler. Erst nach dem Kloster lässt die Steilheit auf dem Stundenweg nach. Der letzte Kilometer bis zur Labestation Schlinig führt außerhalb des Waldes sehr kräfteraubend steil bergauf. Anschließend geht es auf Wiesenwegen und einfachen Trails abwechselnd bergauf und bergab. Eine 100 Meter lange sehr steile Rampe beendet diesen Abschnitt auf der Straße, die nach Kastelatsch führt. Entlang der moderat ansteigenden Straße kann sich der Puls wieder beruhigen, bevor der fahrtechnisch schwierigste Abschnitt beginnt. Der zwei Kilometer lange Single Trail ST3 führt crosscountryartig als Schräghangfahrt abwechselnd im Schwierigkeitsgrad S1/G1 und S2/G2 bergauf und bergab. Ein paar kurze steile Auffahrten über rutschigen wurzeligen Untergrund sind mit S3/G2 zu bewerten. Fahrtechnisch weniger versierte Biker müssen bei diesen Passagen absteigen und ihr Bike schieben. Überholen ist so gut wie unmöglich, deshalb müssen auch die fahrtechnisch versierten Biker absteigen und zu Fuß weiter.

Auf den nächsten fünf Kilometern, die großteils bergab führen, sollte man sich gut erholen, denn die ein Kilometer lange Auffahrt im Zerzertal zur fünften Labestation bei der Brugger Alm ist sehr steil. Die Abfahrt im Petschwald auf dem Single Trail ST7 ist vergleichsweise zum vorangegangenenen ST3 einfach. Vorsicht auf der langen kurvenreichen Forstweg-Abfahrt nach St. Valentin auf der Haide. Hier befindet sich die Haider-Trail-Abfahrt, auf der immer wieder Trail- und Enduro-Biker die Forststraße queren. Von St. Valentin auf der Haide folgt großteils auf einer Asphaltstraße eine einfache, aber lange Auffahrt nach Schöneben, wo kurz nach der sechsten Labestation der fahrtechnisch sehr einfache, als Flowtrail angelegte, eineinhalb Kilometer lange Schöneben-Trail beginnt. Die letzten 100 Höhenmeter auf der Abfahrt ins Rojental führen auf einem Karrenweg sehr steil bergab und sind fahrtechnisch schwieriger als der vorangegangene Schöneben-Trail. Nach der Querung der Straße im Rojental geht es auf einem gut präparierten Forstweg nicht allzu steil bergauf bis zur bewirtschafteten Reschneralm, die sich auf 2020 m Seehöhe befindet. Bei der Reschneralm kann bei der vorletzten Labestation noch einmal Energie getankt werden, bevor es bis nach Nauders sehr abwechslungsreich weitergeht. Forstwege, Karrenwege und Single Trails führen großteils bergab. Vor der italienisch/österreichischen Grenze und 200 Höhenmeter oberhalb von Nauders beim Tiefhof sind noch zwei kurze Gegenanstiege zu bewältigen, die zu diesem Zeitpunkt, 3100 Hm wurden bereits zurückgelegt, nicht zu unterschätzen sind. In Nauders angekommen geht es auf einer asphaltierten Nebenstraße leicht ansteigend Richtung Süden zur zweitlängsten Bergetappe auf der 108 Kilometer langen Runde. Bevor die steile Forststraße zur Bergkastelalpe beginnt, sollte man unbedingt seine Trinkflaschen bei der achten und letzten Labestation, die sich bei der Talstation der Bergkastelbahn befindet, auffüllen. Ein oder zwei Becher Cola schaden bestimmt auch nicht. Die Auffahrt misst auf 600 Hm im Durchschnitt über zehn Prozent und es gibt keine Flachpassagen zur Erholung. Erst 500 Meter vor der Bergkastelalpe lässt die Steigung nach. Anschließend geht es auf einem sehr einfachen Single Trail abwechselnd leicht bergauf und bergab. Auf diesem Abschnitt wurden lange Holzbrücken angelegt, die den immer nassen, wurzeligen und steinigen Untergrund für die Biker fahrtechnisch vereinfachen. Vorbei an den Panzersperren – jetzt fährt man wieder auf italienischem Boden – sind es nur noch 500 Meter bis zur finalen Abfahrt nach Reschen. Ab der Ortschaft Reschen sind es bis ins Ziel nach Graun nur noch dreieinhalb flache Kilometer. Wer bis nach Reschen kommt, wird auch das Ziel erreichen, das wird auch der stärkste Gegenwind, der zu diesem Zeitpunkt immer Richtung Norden bläst, nicht verhindern können.

Die Freiluftduschen im Ziel sind nach dem Bikemarathon vermutlich die zweitgrößte Attraktion!